Lebensabschnitte eines Welpen
1. bis 2. Lebenswoche - die Neugeborenenphase
Der Welpe besitzt noch keinen größeren Fortbewegungsdrang. Es werden kreisförmige Bewegungen und ein Kopfwedeln ausgeführt. Die Mutterhündin hält alle Welpen am Lager. Umwelteinflüsse haben noch keine merkliche Auswirkungen auf das spätere Verhalten der Welpen. Die Ohren und die Augen sind geschlossen. Der noch nicht völlig entwickelte Geruchssinn hilft beim Auffinden der Zitze. Instinktiv können die Welpen saugen. Das schnelle Auffinden der Zitze steht auch im Zusammenhang mit der Lebhaftigkeit der Tiere. Dadurch können mit großer Wahrscheinlichkeit phlegmatisch veranlagte Tiere sehr früh erkannt werden.
3. Lebenswoche - die Übergangsphase
In der 3. Lebenswoche erwachen Gesichts- und Gehörsinn. Zwischen dem 10. und 15. Tag öffnen sich die Lidspalten. Das zuerst schwache Sehvermögen wird täglich weiterentwickelt. Der Gehörsinn wird ansprechbar. Mit Ablauf der dritten Woche kann der Welpe stehen, gehen und feste Nahrung dazu Aufnehmen.
4. bis 7. Lebensphase - die Prägungsphase
Dieser Lebensabschnitt ist eine besonders sensible Periode. Die nun erfolgten Prägungsabschnitte wirken sich auf das spätere Verhalten im Hund-Hund und Hund-Mensch Verhältnis aus. Der Züchter sollte sich in dieser Zeit viel mit den Welpen beschäftigen. Körperliche und geruchliche Kontakte sind wichtig. Außerdem sollte das Zutrauen zu fremden Personen und verschiedensten Umweltbedingungen gefördert werden. Dadurch wird die Kontaktfreudigkeit erhöht, die Eingewöhnung an den öffentlichen Verkehr erleichtert und Abrichtergebnisse werden besser. Wenn man sich zum Hundekauf entschlossen hat, ist es förderlich, die Welpen zum Ende der Phase zu besuchen und sich schon mit ihnen zu beschäftigen.
8. bis 12. Lebenswoche – die Sozialisierungsphase
Zu Beginn der Sozialisierungsphase, Lernphase zur Gemeinschaftsbildung, beginnt die Trennung zwischen Muttertier und Wurfgeschwistern. Die Welpen sind jetzt besonders fähig, soziale Verhaltensweisen zu erlernen, um sich mit den Artgenossen zu verständigen. Es sollten dem Hund weiterhin Kontakte zu anderen Welpen gegeben werden, da er sonst später Verständigungsschwierigkeiten hat. Weiterhin hat er sich an seine neue Umgebung und das Zusammenleben mit dem Menschen zu gewöhnen. Der Welpe muss lernen, sich unterzuordnen und seinen neuen Besitzer als Ranghöheren anzuerkennen. Das geschieht nicht durch Prügel und Schläge, sondern durch Nachahmung des Verhaltens der Elterntiere (z.B.: der Nackengriff mit schütteln, statt Nackenbiss der Mutterhündin). Das begreift der Welpe recht schnell und man schützt ihn auf diese den natürlichen Verhaltensmustern des Hundes entsprechende Weise davor, Hand- oder Stockscheu zu werden. Man kann natürlich auch eine Klapperbüchse werfen oder mit der Zeitung auf den Tisch schlagen. Davon halt ich in dieser Phase jedoch nicht so viel. Das Neugier- und Erkundungsverhalten ist zu fördern. Durch Spaziergänge an unterschiedlichen Orten ist dies möglich. Weiterhin sollte der Welpe die verschiedensten Böden kennen lernen. Ein charakteristisches Erlebnis in dieser sensiblen Periode genügt zur Fixierung erwünschter, aber auch unerwünschter Eigenschaften. Zum Beispiel Wasser in Verbindung mit dem hineingestoßen werden, dann wird der Hund wahrscheinlich Wasser immer meiden. Es ist dann schwer, diese Verhaltensweise wieder abzugewöhnen.
13. bis 16. Lebenswoche - die Rangordnungsphase
Je älter die jungen Hunde werden, um so schwieriger wird es nun auch, genauere Zeitbestimmungen für die einzelnen Lebensabschnitte und der in ihnen auffallenden Verhaltensweise und Reifungsvorgänge festzulegen. Bei einzelnen Hunderassen mag es da größere Schwankungen geben, da manche früh- andere spätreifer sind. In der Rangordnungsphase ist die psychische Widerstandskraft und Überlegenheit weit wichtiger als die die körperliche Kraft. Jedenfalls erkennt der Welpe in diesem Lebensabschnitt keineswegs mehr allein die rohe Gewalt an, sondern sieht die Überlegenheit desjenigen, dem er sich unterordnen soll, auf weit höherer Ebene an, er will die Autorität anerkennen können. Das ist nicht von Beginn dieses Lebensabschnittes da, sondern reift in dieser Zeit allmählich heran und wird gegen Ende des vierten Lebensmonates klar erkennbar. Dabei wird das Spiel nun nicht allein mehr zur Selbstbezogenen Übung des Könnens, sondern auch zu einer Gruppenbildenden Verhaltensweise, sowohl unter den Welpen als auch mit erwachsenen Hunden. Der erwachsene Hund spielt mit uns ja auch nicht, um sein Können auszubauen, sondern als partnerschaftliche Übung. Die Freude liegt dabei nicht, wie im Welpenalter, an dem Entdecken des eigenen Könnens, an der Bewegung an sich, sondern an dem "Miteinander". So wird das Spiel zu einem Teil der Gruppenbindung.
5. und 6. Lebensmonat - die Rudelordnungsphase
In diesen Lebensmonaten werden wichtige, teils angeborene, teils erlernte Verhaltensmuster abermals ausgeprägt.
Man sollte den Umgang mit dem Junghund in dieser Zeit nicht ungenutzt lassen.
Zwei wichtige Faktoren spielen hier eine Rolle:
- Erstens bleibt man Elternkumpan, denn wir bringen dem Junghund weiterhin das Futter.
- Zweitens bleibt man mit seinem Hund in der Rudelordnungsphase stecken, denn er bleibt ja zeitlebens mit uns zusammen.
Man verschiebt also ab da die naturgegebenen Verhältnisse recht einschneidend. Man muss daher die Zusammenarbeit, wie sie in der Rudelordnungsphase frei lebender Hundeartiger erfahren wird, auf andere Möglichkeiten umleiten. Diszipliniertes Spiel - neben dem völlig gelösten (Gruppenbildend) - und in ihm erste Vorstufen zu jener Ausbildung, die dem zukünftigen Verwendungszweck dient. Der Hund befindet sich entschieden noch in einem ausgeprägtem Lernstadium, wenn man diese nicht nützt, wird die psychische Struktur des Hundes verkümmern. Gerade jetzt braucht er den Menschen als Rudelführer von dem er als gut vorbereiteter Schüler die Besonderheiten gemeinsamer Aktionen bis zur Vollkommenheit übt. Mit solchen kleinen Aufgaben und Übungen, auch jene die zur Unterordnung gehören, kann der Mensch seine Stellung als Rudelführer festigen, wobei er mehr durch Selbstsicherheit als durch Gewalt seine Stellung als Rudelführer unterstreichen sollte. Es ist eine kritische Phase, die sehr leicht zu künftigen Erziehungsschwierigkeiten führen kann, wenn die Stellung als Rudelführer nicht gefestigt ist. Der Junghund ist sehr geneigt, die eigene Ranghöhe zu verbessern, sich weniger um die Wünsche seines Führers zu kümmern, bereits erlernte Kommandos zu überhören und so fordert er den Menschen heraus. Der Mensch wird dann bös und macht alles verkehrt - dies steigert sich dann bis zu dem Tag, an dem der inzwischen erwachsene Hund direkt droht oder sich zum Haustyrann entwickelt, da der Rudelführer ja versagt hat. Denn eine Familie ohne Anführer darf es - zumindest in den Augen des Hundes - nicht geben.
7. bis 9. Lebensmonat - die Pubertätsphase
Der Beginn dieser Phase lässt sich schwer bestimmen, da hier sehr unterschiedliche Verhältnisse bei den einzelnen Hunden vorliegen. Allgemein kann man wohl den siebenten Lebensmonat als jenen bezeichnen, der als der früheste Termin in Frage kommt. Bei vielen Hündinnen tritt bereits die erste Läufigkeit auf - ist sie voll ausgeprägt und zeigt sich bereit einen Rüden aufzunehmen - endet die Pubertätsphase auch in diesem Monat. Die meisten Rüden hingegen zeigen ihr Erwachsensein durch das bekannte Beinheben beim Urinieren erst mit neun Monaten, wenn nicht noch später, an. Grundsätzlich reift der Hund, bei dem die Pubertätsphase länger währt, entsprechend aus und im allgemeinen kann man sagen, dass der Hund bei Eintritt der Geschlechtsreife erwachsen ist.
Ergänzend ist noch zu erwähnen, dass am Ende des zweiten Lebensjahres, vor allem der Rüden, eine endgültige Ausreifung erfährt, die ihn nun gesetzter, fast würdevoller als bislang macht. Bei Hündinnen bemerkt man dieses Ausreifen vor allem daran, wenn sie ihren ersten Wurf aufgezogen haben. Nach dem zweiten Lebensjahr ist der Hund also endgültig zur voll ausgereiften Persönlichkeit geworden.